Die Vorklasse an der Münchhausenschule stellt sich vor

 

 

 

Warum gibt es an der Münchhausenschule eine Vorklasse?

 

…weil wir uns für jedes Kind eine faire Chance wünschen und weil wir wollen, dass eine Kind gleich zum Schulbeginn positive Erfahrungen mit der Schule sammelt und nicht frustriert wird, weil es in seiner Entwicklung eben noch nicht so weit ist, dass es mit Freude und Erfolg am Unterricht der 1. Klasse teilnehmen kann. Wir wollen jedem Kind gute Entwicklungschancen bieten und die bestmöglichen Grundlagen für einen jahrelangen Schulbesuch legen.

 

 

Wer kann die Vorklasse besuchen?

 

Die Vorklasse kann von schulpflichtigen Kindern besucht werden, die im laufenden Jahr bis zu 30. Juni das 6. Lebensjahr vollenden werden. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass jedes Kind in diesem Alter den Anforderungen der 1. Klasse gerecht werde kann. Viele Kinder sind aber einfach aus den unterschiedlichsten Gründen noch nicht so weit. Deshalb gibt es die Möglichkeit, dann eine Vorklasse zu besuchen.

 

Ein Kann-Kind ist ein Kind, das erst nach dem 30.Juni des laufenden Jahres das 6. Lebensjahr vollenden wird. Dieses Kind kann die Vorklasse nur besuchen, wenn nach dessen Einschulung festgestellt wird, dass es den Anforderungen der 1. Klasse noch nicht gewachsen ist. Dann hat es die Möglichkeit, in die Vorklasse zu wechseln.

 

 

Wer stellt die Schulfähigkeit fest?

 

Die Schulfähigkeit wird durch die zuständige Grundschule festgestellt. Dazu werden alle schulpflichtigen Kinder zum Schultag eingeladen. Nach dem Schultag werden die Ergebnisse und  Eindrücke, die  wir von künftigen Schulkindern  gesammelt haben,  gemeinsam mit den Erzieherinnen besprochen.  Besonderheiten im Entwicklungsverlauf werden notiert. Die Ergebnisse dieser Besprechungen werden der Schulleitung vorgelegt. Die Schulleitung, das ist an unserer Schule Frau Breitmeier, zieht die Untersuchungsergebnisse der Schulärztin hinzu und trifft die Entscheidung über die Schulfähigkeit.

 

Wenn ein Kind vom Schulbesuch zurückgestellt werden soll, wird Frau Breitmeier die betreffenden Eltern zu einem Gespräch einladen und die Entscheidung besprechen. Über diese Entscheidung ergeht ein Bescheid an die Eltern.

 

 

Welche Möglichkeiten haben Eltern, wenn sie mit der Entscheidung über die Rückstellung ihres Kindes nicht einverstanden sind?

 

Wie bei jedem anderen Bescheid einer Behörde haben Eltern das Recht und die Möglichkeit inner-  halb der Einspruchsfrist von vier Wochen, einen Einspruch einzulegen. Dieser Einspruch wird vom zuständigen Schulamt bearbeitet. Die Schulfähigkeit des Kindes wird durch den schulpsychologischen Dienst erneut geprüft und es ergeht über die Schulfähigkeit ein erneuter Bescheid. Die Feststellung wird der zuständigen Schule mitgeteilt. Daraufhin wird das Kind entweder weiter zurückgestellt oder eingeschult werden.

 

 

 

Muss ein Kind die Vorklasse besuchen?

 

Wird  ein Kind zurückgestellt, dann gibt es für Eltern drei Möglichkeiten:

 

1.       Das Kind kann die Vorklasse besuchen. Dazu benötigen wir die schriftliche Zustimmung.

 

2.       Das Kind kann ein weiteres Jahr die Kita besuchen. Dazu ist unbedingt eine Rücksprache mit der Kita-Leitung notwendig.

 

3.       Das Kind wird im häuslichen Bereich betreut.

 

 

Was bedeutet ein Vorklassenbesuch praktisch für ein Kind?

 

Rechtlich bedeutet ein Vorklassenbesuch eine Rückstellung von Schulbesuch. Praktisch gelten für Kinder, die die Vorklasse besuchen, alle Rechte und Pflichten wie für alle anderen Schüler auch. Alle Kinder unserer Schule nehmen an Schulveranstaltungen teil, für alle gilt um 8:10 Uhr pünktlich da zu sein, alle Klassen haben Sportunterricht, Klassenfest usw.

 

 

Welche Unterschiede gibt es dann zum Besuch der 1.Klasse?

 

Es gibt für die Vorklasse keinen Rahmenplan, das heißt in der Vorklasse muss nicht ein bestimmtes Wissenspensum vermittelt werden, wie z.B. innerhalb eines Jahres im Zahlenraum bis 20 rechnen zu können.

 

Für jedes Kind, das die Vorklasse besucht, wird die Schulfähigkeit bis zum Beginn der Herbstferien erneut überprüft. Sollte sich dabei herausstellen, dass das Kind den Anforderungen der 1. Klasse gewachsen ist, besteht die Möglichkeit nach Rücksprache mit den Eltern und der Schulleitung  in die 1. Klasse zu wechseln.

 

Für jedes Kind wird ein Förderplan erstellt. Stärken und Schwächen werden darin festgehalten. Dieser Förderplan wird mit den Eltern besprochen.

 

In der Vorklasse findet einmal in der Woche ein Waldtag statt. Auch Spielplätze werden von uns angesteuert und es finden Haustürbesuche statt. Um den Schulweg einzuüben, darf jedes Kind die anderen zu seiner Haustür führen.

 

Die Sportstunden werden nach psychomotorischen Grundlagen gestaltet. Dabei stehen Körper-, Material- und Sozialerfahrungen im Vordergrund.

 

 

Wie sieht ein Vormittag in der Vorklasse aus?

 

Wir treffen uns um 8:10 Uhr auf dem Schulhof und gehen gemeinsam ins Schulgebäude. Nachdem wir die Ranzen in die Klasse gebracht haben, hängen wir unsere Jacken in den Schrank.

 

8:15- 8:30 Uhr Zeit zum Ankommen, Austauschen, Spielen….

 

8:30-9:00 Uhr Morgenkreis:

 

·         Feststellung von Tag, Monat und Anwesenheit

 

·         gemeinsames Erzählen, Singen, erlernen von Fingerspielen, Gedichten

 

·         Kreisspiele und Kindertänze

 

·         Hörtraining

 

·         Soziale Kompetenzförderung

 

·         Praktische Einführung in die Arbeitsphase

 

9:00 Arbeitsphasen werden wie folgt angeboten:

 

·         Selbständiges Arbeiten an Stationen zu einem bestimmten Thema

 

·         Arbeiten an Tischstationen, wobei ein Kind die Station übernimmt und den anderen Kindern erklärt, was zu tun ist

 

·         Einzelarbeit am eigenen Arbeitsplatz

 

·         Gestaltung mit Wachsmalkreiden, Jaxonkreiden,  Wasserfarben, Kindermalfarben

 

9:15 gemeinsame Frühstückszeit

 

9:30-10:10 Uhr

 

·         Fertigstellung der angefangenen Arbeit

 

·         Zeit zur freien Verfügung zum Spielen, Basteln, Weben, Bügelperlen stecken, Malen, Tischspiele, usw.

 

·         Einzel-und Kleingruppenförderung zu einem bestimmten Themenbereich (richtet sich nach den Förderplänen)

 

10:10-10:35 Uhr Hofpause

 

10:40-12:10 Uhr

 

·         Vorlesen

 

·         Nacherzählen

 

·         Besprechen der Hausaufgaben von Vortag

 

·         Besprechung der neuen Hausaufgaben

 

·         Kurze Arbeitsphase

 

·         Bewegungszeit auf dem Schulhof, Nutzung der Containergeräte

 

·         Spielzeit in der Klasse

 

·         Gemeinsames Aufräumen

 

·         Gemeinsamer Abschluss Abschlusslied, Freitagskreis zum Start ins Wochenende

 

12:10 Uhr Unterrichtsende

 

 

Welche Entwicklungsbereiche werden in der Vorklasse gefördert?

 

 Wir sind an unserer Schule sehr bestrebt, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen und es ganzheitlich zu fördern. Die gesamte Entwicklung ist für ein erfolgreiches Lernen wichtig.

 

·         Selbstbewusstsein und Selbständigkeit: Das was das Kind erledigen kann, erledigt es auch. Es erfährt Unterstützung und Hilfestellung bei dem, was es noch nicht kann. Für seine Sachen ist es selbst verantwortlich. Auch dabei erhält es Hilfen.

 

·         Konzentration und Ausdauer: Arbeitsaufträge werden den Fähigkeiten angepasst, damit das Kind Erfolge erzielt und Vertrauen zu seinen Fähigkeiten aufbaut. Es wird dazu ermuntert, angefangene Dinge zu Ende zu bringen. Seine Arbeit wird gewürdigt. Traumreisen, Entspannungsphasen, Übungen zur Konzentration und Zentrierung  (Marburger Konzentrationstraining) werden angeboten.

 

·         Sprache: Regeln für das aktive Zuhören werden besprochen und eingeübt. Erzählkreise zu verschiedenen Themen finden im Morgenkreis statt. Wir lernen Gedichte und Reime auswendig.  Spiele zur Förderung der Zungen-und Mundmotorik werden durchgeführt. Mund-und Anlautbilder werden  eingesetzt. Bildergeschichten werden gelegt und erzählt. Es findet fast jeden Tag eine Vorlesezeit statt.

 

Die Kinder erklären sich gegenseitig Aufgaben und Spielregeln. Es wird Zeit zur Verfügung gestellt, in der Kinder sich austauschen können. Es wird viel gesungen, geklatscht und gelacht.

 

·         Grobmotorik: Bewegung auf dem Schulhof. Bewegungsbaustellen in der Turnhalle. Nutzung sämtlicher Großgeräte und Materialien in der Turnhalle für unsere Zwecke. Erfahrungen mit Alltagsmaterial wie Wolle, Zeitungen usw. im Sportunterricht. Aufenthalte im Wald und auf Spielplätzen. Gemeinsames Ablaufen von Schulwegen.

 

·         Feinmotorik: Umgang Stiften, Farben und Scheren und Papieren aller Art. Von großen Schwüngen zum Schreiben in Zeilen und Kästchen, vom Kritzeln zur Schrift (Schreibtanzprogramm, Schreiblehrgang). Umgang mit Klebestift, Bastelkleber und Kleister.

 

Kneten, Herstellen von Teig, Teig formen und backen.

 

·         Sozialverhalten: Eigen-und Fremdwahrnehmung werden geschult. Konfliktlösungen werden besprochen. Verhaltensweisen zu typischen Kinderkonflikten werden besprochen und eingeübt (Faustlos). Problemlöseverhalten wird unterstützt und Lösungswege bei Bedarf aufgezeigt.

 

·         Auditive Wahrnehmung: genaues Hinhören zur Vorbereitung des Lese-und Schreibprozesses: Förderung der phonologischen Bewusstheit durch Erhören von Reimen, Silben, Wortlängenunterscheidung, Anlauten und Endlauten, Lautieren von kurzen und längeren Worten (Würzburger Sprachprogramm). Rhythmisches Sprechen und Schreiben (Vers und Form).

 

·         Visuelle Wahrnehmung: Hinsehen und vergleichen bewusst machen. Punkte fixieren und verfolgen. Übungen zur Augenmuskelkontrolle.

 

·         Mathematische Basiskompetenzen: Schulung der Körperwahrnehmung, Erlernen von Präpositionen, Sortieren, Bilden von Kategorien, Farben und Farbunterschiede kennen lernen, Unterschiede zwischen mehr, weniger und gleich viel herstellen, Mengen Zahlen zuordnen, Zählen(Zahlenland), rechnen im Zahlenraum bis 10.

 


Der Waldtag

Welche Bedeutung hat der Waldtag?

 

Der Wald ist ein idealer Spielplatz. Er bietet Platz, zum Toben und Spielen. Er bietet Raum, zum Ausleben von Gefühlen. Die Vielfalt von Bewegungs- und Spielmöglichkeiten ist fast unbegrenzt. Sich zurückziehen, beobachten, Stille, Zeit und Ruhe erleben, ist für jeden jederzeit möglich.

 

 

Folgende Aspekte sind von zentraler Bedeutung:

 

Erlebnis- und Abenteuerpädagogik

Kinder brauchen eine erlebnisreiche Umwelt. Sie wollen Handeln, aktiv sein, sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Kinder sind Forscher, Entdecker und Künstler. Der Wald als Raum ohne Wände, lädt ein, zum Ausprobieren, zum experimentellen Spiel. Naturmaterial weckt die Kreativität und Phantasie.

 

Psychomotorik

Zwischen der psychischen und der körperlichen Entwicklung besteht ein enger Zusammenhang. Bewegung fördert und fordert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Der Wald mit seinen Unebenheiten hat einen großen Aufforderungscharakter, sich auf vielfältige Weise zu bewegen. Hindernisse fordern das Problemlöseverhalten heraus. Das Kind muss seine Bewegungen immer wieder neu anpassen.

 

Ganzheitliche Entwicklung

Über Bewegungserfahrungen erschließen sich Kinder ihre Umwelt. Sie untersuchen ihre Umgebung, stellen sich selbst Aufgaben und versuchen immer wieder das Gleiche, bis sie die Aufgabe gemeistert haben. Im Wald erleben sie Zusammenhänge, wie Entstehen, Sein und Vergehen.

 

Wahrnehmung aller Sinne

Eine intakte Wahrnehmung kann sich nur über den Gebrauch aller Sinne entwickeln. Der Wald wird mit allen Sinnen erlebt. Der natürliche Bewegungsdrang lässt Kinder diese fundamentalen Erfahrungen machen. Die Umgebung des Waldes schult die gesamte Motorik, da Bewegungsabläufe immer wieder neu koordiniert werden müssen. 

 

Sprache und Kommunikation

Entdeckungen teilen, gemeinsam etwas schaffen und Ängste überwinden. Der Wald bietet viele Möglichkeiten und Anlässe zum Sprechen und Erzählen. Sprachhemmungen werden überwunden. Der Wortschatz wird erweitert und Sprachkenntnisse gefestigt.

 

 

 


Abschlussworte

Noch eine paar persönliche Worte zum Schluss

 

Liebe Eltern,

ich habe auch für mein Kind entschieden, dass es mit der Vorklasse in das Schulleben startet. Ich wurde von Zweifeln geplagt, ob diese Entscheidung richtig ist und dass ich mich vor allen Freunden und Verwandten dafür ständig rechtfertigen musste, hat es mir nicht leichter gemacht.  Kurz- ich kann es sehr wohl nachvollziehen, wie das ist, wenn eine Entscheidung über Einschulen oder nicht, ansteht.

 

Im Nachhinein war es ein guter Weg für meine Tochter. Das ist meine Erfahrung und ich möchte Ihnen Mut machen, den Blick auf Ihr Kind zu richten und zu überlegen, was das Beste für Ihr Kind ist.

 

Wenn für Ihr Kind ein Besuch in der Vorklasse in Frage kommt und Sie möchten mich vorab sprechen oder Ihr Kind möchte zum Schnuppern mit einem Freund oder einer Freundin einen Vormittag in der Vorklasse verbringen, dann wenden Sie sich bitte an das Sekretariat 06106/16535. Ich rufe Sie zurück.

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Ihrem Kind einen guten Start ins Schulleben.

 

Silke Bauer, Vorklasse, Münchhausenschule